Auszug aus der Geschichte Mölsheims
Wie viele rheinhessische Dörfer wurde das Weindorf Mölsheim unter dem Namen Meldrisheim bereits 771 in den Lorscher Schenkungsurkunden erwähnt. Ortsherr war dann aber bald das Benediktinerkloster Hornbach im Bliesgau. Sein Wappen, ein schwarzes Kreuz in Silber, findet sich noch heute im Mölsheimer Ortswappen. Aber der Abt Johann von Kindhausen verkaufte 1512 eine Hälfte des Dorfes an die Kurpfalz, die andere kam 1768 nach einem Rechtsstreit mit dem Herzogtum Zweibrücken dazu. Von da ab gehörte man zum Oberamt Alzey.
Dazwischen war Mölsheim fast vierzig Jahre lang schwedisch, jedenfalls mit seiner zweibrückischen Hälfte.
Das kam, weil der Schwedenkönig Karl XI. von 1681 bis 1718 auch Herzog von Zweibrücken war. Aber das wäre eine historische Kuriosität geblieben, wenn nicht der schwedische Güterverwalter Johann Philipp Luhmann von 1703 bis 1705 den Neubau der bereits über 400 Jahre alten Kirche vorangetrieben hätte. Sie gehörte damals den Reformierten und Lutheranern im Dorf. Die Katholiken beteiligten sich nicht am Neubau und errichteten 1740 am Ortsende ein eigenes Gotteshaus. Luhmann nannte den Turm des Neubaus nach seinem königlichen Herzog „Karlsturm“. Im Übrigen ließ er auch zwei Schulhäuser bauen. Weniger bekannt ist, dass der Mölsheimer Demokratenverein im März 1849 stolze 64 Mitglieder hatte. Ob davon welche zwei Monate später als Freischärler in die nahe Pfalz gezogen sind gegen die Preussen, weiß man nicht. Aber zumindest weist diese Statistik auf ein hohes politisches Selbstbewusstsein der Mölsheimer im 19. Jahrhundert hin.
Besiedelt wurde der Hügel allerdings schon weit früher, darauf weisen Bodenfunde hin, die bis in die Neusteinzeit zurück reichen. Der berühmteste Fund ist die filigrane Scheibenfibel aus dem 7. Jahrhundert. Das fränkische Schmuckstück zählt zu den am reichsten verzierten Fibeln der Epoche. Ein Bauer entdeckte sie im Jahr 1930 bei Rodungsarbeiten in seinem Weinberg in der Mölsheimer Gemarkung. Sie wird im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ausgestellt. Ihr Fund beweist nicht nur, dass die ortsansässigen Franken die galloromanische Kultur in sich aufgenommen und verarbeitet haben, sondern auch, dass Ihnen der Platz im Zellertal für eine Siedlung geeignet erschien. Und das, obwohl der sonnenbeschienene Hang, an dem Mölsheim liegt, immer wieder ins Rutschen kam.
Am Kalkofen 1 steht noch heute ein denkmalgeschütztes Bauernhaus aus dem Jahre 1561, das zu den ältesten erhaltenen Profanbauten im gesamten Landkreis Alzey-Worms zählt. In der Zeit von 1794 bis 1814 besetzten die Offiziere Napoleons vom „Departement Mont Tonnerre“ (Donnersbergkreis) dieses Anwesen.
Auf dem Russlandfeldzug besuchte Napoleon 1812 hier seine Offiziere zu einem Kaffee im Gartenhaus. Seit diesem Besuch wird der Turm landläufig als „Napoleonstürmchen“ bezeichnet. Sowohl von der Weinrast mit Weitblick, welche sich am westlichen Ortsausgang befindet, als auch von den Wanderwegen oberhalb der Gemeinde genießt man an klaren Tagen einmalige Ausblicke Richtung Donnersberg sowie den Odenwald.